Neuanfang nach dem Inferno

Das Museum mit der nach dem Brand renovierten Fassade © Felipe Cohen/PMNV

Der Bendegó-Meteorit ist immer noch dort, wo er schon vor dem Brand war. Fest und stark liegt er auf einem Sockel in der Eingangshalle des Museu Nacional in Rio de Janeiro, das im September 2018 in Flammen aufging. Und das nun inmitten des Wiederaufbaus mit der Ausstellung „Entre Gigantes: Uma Experiência no Museu Nacional“ teilweise für das Publikum geöffnet hat. „Das ist eine Einladung an die Öffentlichkeit, den Wiederaufbau zu begleiten, die Fortschritte zu sehen und zu verstehen, warum das so lange dauert“, sagt Museumsdirektor Alexander Kellner, Sohn einer Österreicherin und eines Deutschen. Mehr als 10.000 Besucherinnen und Besucher kehrten seit der Eröffnung begeistert ins Nationalmuseum zurück.

Der Bendegó-Meteorit im Eingang des Museums © Felipe Cohen/PMNV

Großteil der rund 20 Millionen Exponate zerstört

„Meine Eltern haben mich schon als Kind hierhergebracht, um das Museum zu besuchen. Diese Wiedereröffnung ist sehr wichtig für die Region und die Kultur“, sagt etwa Claudia Diogo. Sie, ihr Partner Evandro Camelo und andere sehen an diesem Tag auch zum ersten Mal den Bendegó wieder. Der Meteorit wurde 1784 im Bundesstaat Bahia gefunden, bei der Teil-Wiedereröffnung ist er eine der Hauptattraktionen. Während der Großteil der rund 20 Millionen Exponate durch den Brand zerstört wurde, ist der Meteorit ist zu einem Symbol der Widerstandsfähigkeit geworden. „Er hat den Raum, die Zeit und das Feuer überstanden“, sagt die Astronomin und Kuratorin Maria Elizabeth Zucolotto.

Einblick in die neue Ausstellung © Felipe Cohen/PMNV

Überhaupt steht das Nationalmuseum auch für die Eigenschaft der Brasilianerinnen und Brasilianer, nie aufzugeben, immer wieder aufzustehen, weiterzumachen. So betrachtete das Bergungsteam einen Teil seiner Arbeit, „als wäre es eine Ausgrabung, einen anderen Teil als forensische Archäologie“, wie Claudia Carvalho sagt. Carvalho leitete eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die tausende Teile und Stücke fand und registrierte. Wie die Arbeiten in den Resten und Trümmern des Nationalmuseums, so begann auch das Zusammenstellen einer neuen Sammlung mit Unterstützung durch Spenden und Partnerschaften bereits kurz nach dem Brand.

Unterstützung aus Deutschland

Deutschland bot gleich nach dem Feuer Hilfe an und förderte den Wiederaufbau mit einer Million Euro, später noch einmal mit 200.000 Euro. Das Goethe-Institut und das Auswärtige Amt unterstützten das Nationalmuseum bei den Rettungsarbeiten und der Entwicklung einer Konzeption für die Zukunft. Andere Unterstützer stifteten dem Museum Ausstellungsstücke.

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Insgesamt erhielt das Nationalmuseum mehr als 14.000 Objekte als Spenden. Zu den Objekten, die das Museum für die neue Sammlung erhalten hat, gehört das Skelett eines 15,7 Meter langen und 80 Tonnen schweren Pottwals. Es wurde 2014 im Bundesstaat Ceará gefunden und schwebt nun über der breiten Treppe im Innenhof. Unter anderem kehrte 2024 auch ein den indigenen Tupinambá heiliger Federumhang aus dem dänischen Nationalmuseum nach Brasilien zurück. Die bisher größte Schenkung stammt von dem deutsch-schweizerischen Sammler Burkhard Pohl, der mehr als 1.100 brasilianische Fossilien inklusive seltener Dinosaurier spendete.

Enge Verbindungen zur deutschsprachigen Welt

Im Jahr 1818 gegründet, ist das Nationalmuseum eine der ältesten wissenschaftlichen Einrichtungen Brasiliens und das älteste naturkundliche Museum Lateinamerikas. Dabei hatte es eine enge Verbindung zur deutschsprachigen Welt. Einst diente das Gebäude als Palast für die königliche portugiesische und kaiserliche brasilianische Familie. Hier lebte und starb Leopoldina, die österreichische Kaiserin Brasiliens. Die Habsburgerin heiratete 1817 den Thronfolger der portugiesischen und brasilianischen Monarchie, den späteren Kaiser Pedro I. Die königliche portugiesische Familie war 1807 vor Napoleon nach Rio geflüchtet.

Museumsdirektor Alexander Kellner © Martina Farmbauer
Es ist sehr bewegend zu sehen, wie das Museum wiedergeboren wird.
Alexander Kellner, Direktor des Museu Nacional
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75 Prozent der Fassade wurden nun restauriert und im ursprünglichen Ockergelb des Gebäudes gestrichen. „Es ist sehr bewegend zu sehen, wie das Museum wiedergeboren wird“, sagt Museumsdirektor Kellner, der erst ein halbes Jahr im Amt war, als das Nationalmuseum und mit ihm 90 Prozent des Museumsbestands in Flammen aufgingen. Seine Amtszeit endet im Jahr 2026, vor der geplanten kompletten Wiedereröffnung. Die schrittweise Öffnung ist ihm auch ein persönliches Anliegen: „Es ist noch ein langer Weg, aber ich freue mich über jede Besucherin und jeden Besucher.“