Trump versetzt die Welt in neues Zeitalter - daraus folgen für uns vier harte Lehren

Donald Trumps zweite Amtszeit beendet die von den USA dominierte westliche liberale Ordnung. Wie werden Amerika, Europa und der Rest der Welt mit diesem Wendepunkt umgehen? In ihrem neuen Buch „World to Come – The Return of Trump and the End of the Old Order“ geben die beiden strategischen Prognostiker Mathew Burrows und Josef Braml Antworten auf wichtige Zukunftsfragen. Nachfolgend ein Auszug.

Vorbereitung auf ein neues Zeitalter

Der Wandel von einer unipolaren, von den USA dominierten Welt zu einer multipolaren Weltordnung markiert einen bedeutenden Wandel in der Weltpolitik. Mehrere einflussreiche Mächte, darunter Russland, China und Indien, sind auf dem Vormarsch. Chinas rasantes Wirtschaftswachstum und seine strategische Partnerschaft mit Russland haben seinen globalen Einfluss erhöht. 

Organisationen wie BRICS (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) unterstreichen die Zusammenarbeit zwischen den Schwellenländern, die das nach dem Zweiten Weltkrieg etablierte westlich zentrierte Global Governance-System in Frage stellen, das von vielen Ländern des globalen Südens als überholt angesehen wird. Diese Länder drängen auf Reformen, um die aktuellen wirtschaftlichen und geopolitischen Realitäten widerzuspiegeln.

Der relative Rückgang der US-Dominanz und der Aufstieg anderer Mächte haben zu einer stärker fragmentierten internationalen Ordnung geführt. Diese multipolare Welt birgt sowohl Chancen als auch Risiken. Sie kann zwar zu einer ausgewogeneren Machtverteilung führen, erfordert aber auch eine sorgfältiges Vorgehen, um Konflikte zu vermeiden und die globale Stabilität zu gewährleisten. 

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Was sind die harten Lehren, die nötig sind, um die derzeitige eigennützige Ausrichtung der Staaten auf Zusammenarbeit zu ändern?

Lektion #1: Wir müssen mit Spannungen und Kriegsängsten leben

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie die derzeitige Sackgasse überwunden werden kann: Ein Trampelpfad ist Krieg, den der Harvard-Politologe Graham Allison als die historische Norm für die Beilegung von Differenzen zwischen zwei Rivalen ansieht. Unter Ex-US-Präsident Joe Biden flammten die Spannungen auf und es gab Bedenken, dass die USA und China auf einen Konflikt um Taiwan zusteuern könnten, aber beide Seiten zogen sich vom Abgrund zurück. 

Russlands Machthaber Wladimir Putin beschwor auch das Gespenst eines Atomkriegs herauf, als er wiederholt vor dem Einsatz taktischer Atomwaffen warnte, um die westliche Unterstützung für die Ukraine zu verhindern.

Der zweite Ausweg besteht darin, aus den vergangenen zwei Jahrhunderten zu lernen, als die Großmächte versuchten, in Frieden zusammenzuleben, und sie heute auf die internationalen Beziehungen anzuwenden. Die USA müssen verstehen, dass die globale Hegemonie nicht haltbar ist. Der Preis für ihre Aufrechterhaltung wäre der Bankrott im Inland und ein Konflikt im Ausland, der möglicherweise in einem nuklearen Holocaust enden könnte.

Das Kräfteverhältnis funktionierte während des Mächtekonzerts, jener geopolitischen Ordnung Europas von 1814 bis 1914, bei der die Großmächte darauf bedacht waren, gemeinsam zu handeln, um Kriege und Revolutionen zu verhindern und den territorialen und politischen Status quo beizubehalten. 

Demnach würden die USA eine Großmacht bleiben, müssten aber China und im Laufe der Zeit Russland als legitime Akteure anerkennen und auch akzeptieren, dass die Welt multipolar ist und Amerika nicht alle Regeln aufstellen kann.

Über Josef Braml

Dr. Josef Braml ist einer der weltweit renommiertesten USA-Experten und der European Director der Trilateralen Kommission – einer einflussreichen globalen Plattform für den Dialog eines exklusiven Kreises politischer und wirtschaftlicher Entscheider/innen Amerikas, Europas und Asiens zur kooperativen Lösung geopolitischer, wirtschaftlicher und sozialer Probleme. Dr. Braml verfügt über 20 Jahre Erfahrung in angewandter Forschung und Beratung weltweit führender Think Tanks, unter anderem bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), dem Aspen Institut, der Brookings Institution, der Weltbank und als legislativer Berater im US-Abgeordnetenhaus.

Lektion #2: Kooperation statt Wettbewerb

Die Bemühungen um den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel bieten eine weitere Chance, die Beziehungen zwischen den USA und China zu erneuern und Vertrauen aufzubauen. 

Sich selbst zu schützen und gleichzeitig die globalen Klimakämpfe zu ignorieren, ist nicht nachhaltig. Nur durch globale Kooperation können wir Erfolg haben. Chinas Rolle im Bereich der grünen Technologie macht seine Zusammenarbeit unerlässlich.

Warum sollten die USA und die Europäer nicht gemeinsam mit den Chinesen und anderen Anstrengungen unternehmen, um beispielsweise bessere und langlebigere Batterien zu entwickeln? Ohne bessere Batterien wird der Übergang zu grünen Technologien ins Stocken geraten. 

Es gibt bereits weit verbreitete Forschung, aber warum nicht die Bemühungen durch eine verstärkte internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit beschleunigen, die von einem Konsortium der Großmächte oder der gesamten G-20 in Auftrag gegeben wird? 

Statt Konfrontation braucht es mehr Zusammenarbeit, um den globalen Klimawandel zu bekämpfen und eine weitere Finanzkrise zu verhindern.

Lektion #3: Vermeidung der nächsten Finanzkrise

Die USA und der Westen stürzten ab, als die Finanzkrise 2007/08 ausbrach. Chinas wirtschaftliches Gewicht war damals ein Geschenk des Himmels, um dem Westen und der Weltwirtschaft aus ihrem Trott zu helfen. China generierte wirtschaftliches Wachstum und half damit auch anderen Ländern. Für Peking war die Finanzkrise eine Demonstration des Rückgangs von westlichen Ländern und den USA.

In der heutigen multipolaren Welt wäre wieder eine internationale Koordinierung erforderlich, um die sich verschärfenden makroökonomischen Ungleichgewichte zu verringern, die das Potenzial haben, sich zu einer Krise zu entwickeln. Diese Risiken zeigten sich während der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise von 2007/08, als die globalen Ungleichgewichte groß und ein Schlüsselfaktor für die Ausbreitung der Krise waren.

Die Ungleichgewichte nehmen wieder zu und werden nicht durch Trumps Zölle und die Entkopplung von Lieferketten abgebaut, sondern durch langfristige, strukturelle Anpassungsprozesse: Überschussländer wie Deutschland und China sollen weniger sparen und mehr konsumieren. 

Ein solcher Schritt Deutschlands würde auch die politische Einheit Europas stärken. Die chinesische Führung dürfte eine Wende hin zu einer konsumorientierten Wirtschaft nur befürworten, wenn die Spannungen mit den USA nachlassen. Defizitländer wie die USA sollten mehr sparen und die öffentlichen Defizite und Schulden abbauen, die ebenfalls makroökonomische Ungleichgewichte fördern.

Ein Meinungsaustausch über die Bedrohungen der globalen Finanzstabilität und die notwendigen makroökonomischen Veränderungen ist dringend erforderlich. Routinierte Gespräche auf hoher multilateraler Ebene würden auch Vertrauen schaffen und Lösungen für andere Probleme wie die Schuldenkrise in ärmeren Ländern erleichtern.

Lektion #4: Inklusivität – ein repräsentativeres multilaterales System

Historisch gesehen war der beste Zeitpunkt für multilaterale Reformen, wenn es einen anerkannten globalen Hegemon gab. Paradoxerweise ist es bei der Multipolarität schwieriger, Reformen durchzuführen, da verschiedene aufstrebende Mächte um einen ständigen Sitz wetteifern und Veränderungen misstrauisch gegenüberstehen, die ihre Gegner begünstigen könnten.

Ohne eine Reform des UN-Sicherheitsrats und anderer multilateraler Institutionen würden die Entwicklungsländer tendenziell mehr Hoffnung und Vertrauen in von Russland und China gegründete Organisationen wie die BRICS-Staaten setzen, in denen ihre Stimmen mit größerer Wahrscheinlichkeit gehört werden. Konkurrierende multilaterale Gremien werden die Konfrontation verschärfen und die Zusammenarbeit untergraben, die für eine nachhaltige und friedliche Zukunft erforderlich ist.

Woodrow Wilson, der 28. Präsident der Vereinigten Staaten, scheiterte am Ende des Ersten Weltkriegs daran, eine neue, friedlichere Weltordnung zu erreichen, nicht zuletzt wegen der innenpolitischen Restriktionen, die den Beitritt der USA zum Völkerbund und die Übernahme einer größeren globalen Rolle verhinderten. 

Zusammenarbeit ist nicht mehr nur eine Option; sie ist ein Imperativ

In der US-Außenpolitik herrschten isolationistische und protektionistische Stimmen vor, die unilateral und nach innen gerichtet waren, sich von Sicherheitsverpflichtungen jenseits der eigenen Hemisphäre lösten und sich von der internationalen wirtschaftlichen Zusammenarbeit abwandten. Wir alle wissen, wie diese Geschichte endete: ein Zweiter Weltkrieg.

Wenn wir nicht entschlossen handeln, wird sich die Geschichte nicht einfach wiederholen – sie wird sich beschleunigen und uns in eine Ära beispielloser Konflikte, wirtschaftlicher Instabilität und Umweltzerstörung hineinziehen. Die Lehren der Vergangenheit verlangen mehr von uns. Zusammenarbeit ist nicht mehr nur eine Option; sie ist ein Imperativ.

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