Der schwimmende Professor

Andreas Fath beim Durchschwimmen der Elbe 2024 © Shane McMillan

Schwimmen, Forschung und Gewässerschutz – das sind die Leidenschaften des Chemieprofessors Andreas Fath von der Hochschule Furtwangen im Schwarzwald. 2014 kam der ehemalige Leistungsschwimmer auf die Idee, sie zu verbinden: Um auf die Verschmutzung durch Mikroplastik aufmerksam zu machen, durchschwamm er den ganzen Rhein. Auf der mehr als 1.200 Kilometer langen Strecke entnahm er Wasserproben, auch mithilfe einer Filtermembran an seinem Neoprenanzug, und analysierte sie mit seinem Team. „Am eigenen Körper zu spüren, wie sich das Wasser an einer bestimmten Stelle verhält, trägt zur Erkenntnis bei“, sagt der 60-Jährige. Denn Strömung, Wassertiefe, Staustufen oder der Schiffsverkehr wirken sich auf die Konzentration von Mikroplastik aus. Auch wenn die Flüsse in Deutschland und der EU heute viel sauberer sind als in Faths Kindheit, stellen die winzigen Partikel eine wachsende Gefahr für die Ökosysteme und die menschliche Gesundheit dar. 

Andreas Fath 2014 mit einer Wasserprobe aus dem Rhein © picture alliance / dpa

Faths Aktion „Rheines Wasser“ führte zu Anfragen von Umweltverbänden, NGOs und Hochschulen für weitere Projekte. 2022 sprang Fath bei Sigmaringen in die Donau – und schaffte es innerhalb von zwei Monaten bis zum Schwarzen Meer. Nur bei Belgrad, wo die Verschmutzung des Flusses zu stark war, blieb er auf dem Begleitschiff. „Damit haben wir ein enormes Medienecho in Serbien ausgelöst. Die wenigsten Menschen wussten von der Verschmutzung durch fehlende Kläranlagen“, erzählt er.  

2024 durchschwamm Andreas Fath die Elbe von der Quelle bis zur Mündung. Begleitet werden seine Aktionen von Seminaren, Reinigungsinitiativen und Workshops. „Wenn ich nach acht Stunden aus dem Wasser steige und vor einer Gruppe wissbegieriger Kinder mit großen Augen stehe, weiß ich, warum ich das tue“, sagt er. Als Vorsitzender des Vereins H2Org – für eine plastikfreie Natur e.V. geht er mit seiner interaktiven „Wissenswerkstatt“ auch regelmäßig in Schulen, um Kinder und Jugendliche für Gewässerschutz und Gefahren durch Plastikmüll zu sensibilisieren.  

Der Ganges als neues Ziel 

Im Oktober 2025 startet der schwimmende Professor seine nächste Aktion: Fath wird Teile des Ganges durchschwimmen, in denen das ohne hohes Gesundheitsrisiko möglich ist. Entlang der Route sind unter anderem Vorträge am Goethe-Institut Neu-Delhi und an indischen Partnerhochschulen der Hochschule Furtwangen geplant. In diesen Tagen erscheint auch Faths Buch „Aus Liebe zum Wasser“, in dem er viele Aspekte rund um sein Lebensthema beleuchtet – von der einzigartigen Bedeutung der Ressource Wasser über ungelöste Forschungsfragen bis zu seiner persönlichen Erfahrung. „Wenn ich mich mal seelisch oder körperlich schlecht fühle, gehe ich eine Stunde schwimmen“, sagt Andreas Fath. „Danach fühle ich mich immer wie neugeboren.“