Wie Trumps 2.0 Handelspolitik Amerika schwächt und China stärkt

Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, die bereits erhöhten Importzölle auf chinesische Waren nochmals um zehn Prozentpunkte auf insgesamt 20 Prozent zu steigern, verdeutlicht eine wirtschaftspolitische Strategie, die langfristig mehr Risiken als Vorteile für die Vereinigten Staaten birgt. Die chinesische Reaktion kam prompt: Das Handelsministerium in Peking kündigte an, „alle notwendigen Gegenmaßnahmen“ zu ergreifen.

Das bedeutet nicht nur, dass US-Produkte in China bald teurer werden, sondern auch, dass amerikanische Unternehmen, die in China produzieren oder dort große Absatzmärkte haben, mit Vergeltungsmaßnahmen rechnen müssen.

In der Vergangenheit hat China bewiesen, dass es gezielt Sektoren treffen kann, die für die US-Wirtschaft von Bedeutung sind, sei es durch Agrarzölle, Einschränkungen für amerikanische Technologieunternehmen oder den verstärkten Ausbau alternativer Lieferketten.

Dr. Berthold Kuhn, Politikwissenschaftler, wurde an der Universität Leipzig promoviert und an der FU Berlin habilitiert. Kuhn arbeitet mit mehreren Universitäten in Europa und Asien als Experte für nachhaltige Entwicklung und internationale Beziehungen zusammen und berät die EU Kommission, internationale Organisationen und Denkfabriken. Er lebt aktuell in Xiamen (ggü. Taiwan) und in Berlin. Er ist Co-Autor des Buchs „Global Perspectives on Megatrends“.

 

Dabei könnte die Eskalation der Handelskonflikte auch Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte haben. Investoren neigen in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit dazu, risikoreiche Anlagen zu meiden, was wiederum Kapitalabflüsse aus den USA und Volatilität an den Börsen bedeuten kann. Gerade die hohen Zinssätze und die bereits angespannte wirtschaftliche Lage könnten dazu führen, dass Unternehmen in den USA verstärkt mit Unsicherheiten zu kämpfen haben.

Stärkung Chinas durch Handelsumlenkung

Während Trumps 2.0-Zollpolitik die amerikanische Wirtschaft unter Druck setzt, könnte China sich als verlässlichere Alternative für andere Handelspartner positionieren. Viele Länder, insbesondere in Asien, Lateinamerika und Europa, werden in Reaktion auf die US-Zölle verstärkt auf chinesische Produkte setzen, um sich unabhängiger von den USA zu machen. Zudem hat China in den letzten Jahren umfassende Handelsabkommen wie die  Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP) gestärkt und die Belt and Road Initiative weiterentwickelt, um seinen globalen Einfluss auszubauen.

China könnte auch verstärkt seine Wirtschaftsbeziehungen mit den BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) sowie weiteren aufstrebenden Märkten vertiefen. Gerade Länder, die von den US-Zöllen betroffen sind, könnten vermehrt auf alternative Handelsrouten setzen.

Gleichzeitig treibt China seine wirtschaftliche Unabhängigkeit durch massive Investitionen in Halbleitertechnologie, erneuerbare Energien und digitale Infrastruktur voran. Langfristig könnte sich dies als strategischer Vorteil erweisen, da sich globale Wertschöpfungsketten allmählich von den USA wegbewegen.

Die Gefahr für die US-Wirtschaft

Trumps protektionistische Politik könnte der US-Wirtschaft langfristig schaden:

  1. Höhere Kosten für Unternehmen und Verbraucher: Amerikanische Unternehmen, die auf chinesische Vorprodukte angewiesen sind, werden mit steigenden Kosten konfrontiert. Dies führt zu höheren Preisen für Endverbraucher und dämpft das Wirtschaftswachstum.
  2. Schwächung des Innovationsstandorts USA: Unternehmen könnten gezwungen sein, Produktionsstätten ins Ausland zu verlegen oder auf nichtamerikanische Alternativen zurückzugreifen, was den US-Technologiesektor schwächen könnte.
  3. Verlust von internationalen Marktzugängen: Wenn China und andere Staaten Handelsbeziehungen vertiefen, geraten US-Unternehmen zunehmend ins Abseits.
  4. Erhöhter Druck auf US-Landwirtschaft und andere Sektoren: Vergeltungszölle auf US-Exporte könnten insbesondere Landwirte und Hersteller treffen, die stark von Exportmärkten abhängig sind.
  5. Rückgang ausländischer Investitionen: Aufgrund der wachsenden Unsicherheit könnten ausländische Unternehmen ihre Investitionen in den USA reduzieren und stattdessen nach stabileren Alternativen suchen.
  6. Schwächung globaler Lieferketten mit negativen Folgen für US-Unternehmen: Die USA sind nach wie vor auf eine vernetzte Weltwirtschaft angewiesen. Handelskriege könnten dazu führen, dass andere Länder verstärkt in regionale Wirtschaftspartnerschaften investieren, die die USA ausschließen.

China als Profiteur des Handelsstreits

Chinas setzt zunehmend auf bilaterale Handelsabkommen mit Ländern in Afrika, dem Nahen Osten und Lateinamerika, die sich von der Dominanz der USA lösen wollen. Zudem spielt China eine zentrale Rolle in der neuen Seidenstraßen-Initiative, die Infrastrukturen und Handelswege in dutzenden Ländern finanziert.

Darüber hinaus verstärkt China seine Zusammenarbeit mit der Europäischen Union. Während sich Europa in der Vergangenheit teils skeptisch gegenüber Chinas wirtschaftlicher Expansion gezeigt hat, könnte Trumps Protektionismus europäische Unternehmen dazu verleiten, verstärkt auf chinesische Märkte und Technologie zu setzen. Peking hat bereits signalisiert, dass es bereit ist, seine Märkte weiter für europäische Unternehmen zu öffnen, was den Einfluss der USA weiter schwächen könnte.

"Global Perspectives on Megatrends: The Future as Seen by Analysts and Researchers from Different World Regions" von Berthold Kuhn

 

MAGA könnte Amerika handelspolitisch schwächen

Die Weltwirtschaft ist heute enger vernetzt als je zuvor, und ein aggressiver Protektionismus könnte sich als Bumerang erweisen. Trumps Zölle könnten nicht nur den amerikanischen Verbraucher belasten, sondern langfristig auch die globale Vormachtstellung der USA im Handel gefährden. China hingegen scheint bereit zu sein, die sich eröffnenden Möglichkeiten voll auszuschöpfen. Sollte Washington nicht umdenken, könnte sich die Handelsordnung der Zukunft ohne die USA weiterentwickeln – mit China als großem Gewinner.

Die neuen Zölle führen dazu, dass Amerika nicht stärker, sondern wirtschaftlich isolierter wird. Chinas strategische Handelsallianzen und seine wachsende Rolle in internationalen Wirtschaftsorganisationen könnten es ermöglichen, von den amerikanischen Protektionismus-Maßnahmen zu profitieren. Trumps Politik der Handelskonfrontation läuft somit Gefahr, das Gegenteil des angestrebten Make America Great Again zu bewirken – sie könnte die USA in eine Position des Weakening America, Strengthening China führen.

Zusätzlich dazu dürfte China verstärkt in geopolitische Partnerschaften investieren, um seine Position gegenüber den USA weiter zu stärken. Handelsabkommen mit Ländern wie Brasilien, Indien und Südafrika könnten verstärkt in den Fokus rücken, um alternative Absatzmärkte für chinesische Produkte zu schaffen. Die USA hingegen riskieren, sich durch eine fortlaufende Konfrontationspolitik von potenziellen Partnern zu entfremden.

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