Militärexperte warnt vor "letztem Sommer im Frieden"

Die Nato könnte zerbrechen, US-Präsident Donald Trump kommt bei den Verhandlungen über einen möglichen Waffenstillstand in der Ukraine Russland weit entgegen. Kreml-Diktator Wladimir Putin sieht sich im Aufwind - all diese Dinge sorgen europäische Militärexperten. 

Experte warnt vor "letztem Sommer in Frieden"

Mit drastischen Worten warnt deshalb auch der Militärhistoriker Sönke Neitzel in einem Gespräch mit der "Bild" vor einem drohenden Überfall Russlands auch auf Nato-Gebiet. "Wir sehen die Ankündigung eines großen Manövers der Russen in Belarus", so Neitzel in dem Interview. "Wir sehen die sehr große Angst der baltischen Staaten, dass die Russen im Zuge dieses Manövers über die Grenze kommen."

Zweifelhaft sei hingegen, dass die USA Europa dann auch Beistand leisten würden, da die Abschreckung in Richtung Russland nicht mehr wirke. Neitzel appellierte daher an die Politik: "Ob ein solcher Krieg kommt, hängt davon ab, wie die Nato insgesamt reagiert", so der Historiker. "Der Ausdruck ‚Letzter Sommer im Frieden‘ ist eben leider nichts völlig Irreales mehr, sondern es kann so kommen."

Neben Geld auch Reformen in der Bundeswehr nötig

Neitzel warnte daher auch, dass mit der Reform der Schuldenbremse nun mehr Geld für Verteidigung fließe, jedoch auch von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) bisher nicht über notwendige Reformen bei der Bundeswehr gesprochen werde und verwies auch auf den wahrscheinlichen neuen Bundeskanzler. "Ein Kanzler, wenn er denn Merz heißt, muss wirklich sagen: Das ist unser Kabinettsprojekt! Das hat jetzt Priorität", so Neitzel. 

Nötig sei eine Zusammenarbeit mehrerer Ministerien. Neben fehlender Munition mangele es auch an Infrastruktur wie Kasernen. Im Bereich Drohnentechnologie habe Deutschland bisher wenig bis nichts vorzuweisen. Auch an Aufklärung und Luftabwehr fehle es Deutschland massiv.