Strack-Zimmermann nennt Gründe für den FDP-Absturz und stichelt gegen Merz

Frau Strack-Zimmermann, die Wähler scheinen sich immer mehr von der FDP abzuwenden, aktuell steht sie bei drei Prozent – also noch schlechter als bei der jüngsten Bundestagswahl. Was für eine Partei muss die FDP werden, um nicht in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden?
Das Ergebnis der Umfragen nach der Wahl ist keine Überraschung. Wir verlieren durch die Abwahl jetzt erst einmal an Relevanz. Es wäre erstaunlich, wenn diese für uns plötzlich bei zehn Prozent lägen. 

Diejenigen, die geglaubt haben, dass eine Stimme für uns eine verlorene ist und daher die CDU bevorzugt haben, dürfen sich allerdings jetzt schon die Augen reiben. Herr Merz wirft seine Versprechungen schneller über den Haufen, als man schauen kann.

Aber was muss die FDP selbst anders machen?
Wenn wir in vier Jahren wieder im Bundestag vertreten sein wollen, müssen wir erst einmal schonungslos analysieren, warum wir das Vertrauen der Wähler so deutlich verloren haben.

„Offensichtlich performen wir als Regierungspartei nicht zufriedenstellend.“

FDP-Europapolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann über die Gründe für den jüngsten Absturz ihrer Partei

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Und warum war das so?
Wir sind 2013 schon mal abgewählt worden, nachdem wir an einer schwarz-gelben Regierung beteiligt waren. Jetzt erleben wir es nach der Zusammenarbeit mit der SPD und den Grünen. Die Abwahl auf die unerfreuliche Lage in der Ampel zu reduzieren, greift also zu kurz. Offensichtlich performen wir als Regierungspartei nicht zufriedenstellend.

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Was bedeutet das für die Zukunft der Partei?
Wir erreichen kein spezielles Milieu mehr, auf das wir uns zu 100 Prozent verlassen können, auch wenn die Zeiten komplex sind. Und offensichtlich haben wir diejenigen, die uns sowohl 2017 als auch 2021 gewählt haben, weil wir für Aufbruch, für etwas Neues standen, nicht wieder erreicht. Das müssen wir selbstkritisch hinterfragen.

Wofür muss die FDP künftig stehen – außer für Steuersenkungen?
Die Steuern zu senken, damit der Mittelstand gestärkt wird und Arbeit sich lohnt, bleibt weiterhin richtig. Daran werden sich die Bürger wieder erinnern, wenn die CDU absehbar die Steuern erhöht. Eine liberale Partei sollte aber immer ein positives Angebot machen, progressiv und weitsichtig, egal wie der Zeitgeist ist.

Wie meinen Sie das?
Wir haben offensichtlich das Herz der Menschen nicht erreicht und das, was sie in täglichen Leben wirklich beschäftigt. Um nur ein Beispiel zu nennen, ist nach wie vor das Thema Digitalisierung hochaktuell. Unser dafür verantwortlicher Minister hat aber nicht geliefert. Und das enttäuscht unsere Wähler.

Haben Christian Lindner und Wolfgang Kubicki die FDP zuletzt zu weit nach rechts gesteuert?
Diese Kategorien sind mir fremd. Ich bin so wenig links, wie Wolfgang Kubicki rechts ist.

Sie sagten zuletzt, dass Jüngere die FDP übernehmen sollten. Bei allem Respekt, das sind Sie und Wolfgang Kubicki, der auch FDP-Vize werden will, nicht. Und der designierte Parteichef Christian Dürr hat als Fraktionschef die aktuelle Krise zumindest mitzuverantworten. Was macht Sie dennoch sicher, dass Sie in dieser Besetzung den nötigen Neuanfang schaffen?
Ich bin mir sicher, dass wir das schaffen. Wir machen uns jetzt an die Arbeit. Eine Bundesrepublik ohne eine liberale Partei im Bundestag wird eine komplett andere Republik sein. Es sollten sich daher erfahrene und junge Kolleginnen und Kollegen daran beteiligen. Christian Dürr hat die Fraktion unter äußerst schwierigen Umständen geführt und die unterschiedlichen Mitglieder gut zusammen gebunden. Es ist gut, dass er seinen Hut in den Ring geworfen hat.

Was wird mit Ihnen als Co-Vorsitzende besser?
Ausschließlich die Partei wird entscheiden, ob mein Beitrag hilfreich sein könnte oder nicht. Jeder, der sich jetzt einbringt, muss das neben seiner beruflichen Arbeit leisten wollen und können. Das ist kein Spaß und eine gigantische Herausforderung. Ich glaube, wirklich niemand in der FDP wird gerade behaupten wollen: „Ich bin der Held und mit mir wird alles gut“. So bescheuert kann niemand sein.

Von Dennis Pohl

Das Original zu diesem Beitrag "Gelingt ein FDP-Neuanfang, Frau Strack-Zimmermann?: „Wir haben das Herz der Menschen nicht erreicht“" stammt von Tagesspiegel.